2010 - Markus S. Bach dirigiert das Orchestra degli Amici am Jubiläumskonzert 40 Jahre Musikschule Saanenland-Obersimmental
Saanen: Markus S. Bach führt ein Leben für und voller Musik. Nun tritt er nach 41 Jahren als Leiter der Musikschule Saanenland-Obersimmental zurück. Mit Freuden schaut er zurück in die erfolgreiche Vergangenheit und freut sich auf die Zukunft.
Die Musikschule sei die beste Lebensschule, sagt der Volksmund. Begegnet man Markus S. Bach, dann glaubt man das sofort. Mit einer bemerkenswerten Ruhe und Besonnenheit tritt der erfolgreiche Dirigent, Musiker und Leiter der Musikschule Saanenland-Obersimmental auf und strahlt, wenn er von seinem bisherigen Lebenswerk erzählen kann: Präsident des Schweizerischen Militärmusikverbandes, Gründer der Musikschule Saanenland-Obersimmental, Mitbegründer des Schweizerischen und Europäischen Brass Band Verbandes oder viele Siege an nationalen Wettbewerben sind nur einige seiner Verdienste (siehe Kasten). Markus S. Bach hat daher nicht nur im Saanenland Pionierarbeit geleistet, sondern auch europaweit Akzente gesetzt. Im Schweizerischen und Europäischen Brass Band Verband organisierte er bis vor vier Jahren als Präsident die jährlichen Europameisterschaften und setzte sich für die Schweiz ein. Er hat sich musisch ausbilden lassen (siehe Kasten). Er lernte Blockflöte spielen, liess sich von seinem Vater im Trompeten- und Posaunenspiel unterrichten und lernte im Musikstudium Klavier spielen und dirigieren. Dirigieren wurde sodann auch zu seinem Steckenpferd. Doch auch der Aufbau der Musikschule Saanenland Obersimmental war ihm ein besonderes Anliegen: «Musizieren ist eine Bereicherung und die Musikschule bietet eine Chance, sich im Einzelunterricht zu entwickeln», erklärt er. Zur Zeit stagniert die Zahl der Musikschüler. Auch bedingt durch das grosse Angebot an Freizeitaktivitäten.
Würdest Du etwas ändern?
Wenn ihm die Frage gestellt würde, was er ändern würde, wenn er nochmals 20 Jahre alt wäre antworte er. «Nichts, ich bin wunschlos glücklich.» Er habe bisher ein so schönes Leben gehabt, so viel erlebt und gesehen. Auch sei er der Musik nie überdrüssig geworden. «Ich frage mich schon ab und an, wie ich die Kraft und den Mut gehabt habe, all diese Projekte an die Hand zu nehmen und zu realisieren», sinniert er. Denn er hätte auch einen 8-17 Uhr-Beruf wählen können. Doch er wählte das Leben eines engagierten Musikers, der auch oft umherreiste. Wenn Leute während seiner aktivsten Zeit vielleicht manchmal das Gefühl gehabt hätten, er sei für die Familie zu oft unterwegs, hätten diese nicht gesehen, dass er als Musikschullehrer zeitweise bis zu 30 Schüler zu Hause unterrichtet habe und so wohl öfters Daheim gewesen sei als andere.
Der Name verpflichtet
Die Familienverbundenheit spielt in seinem Leben eine überragende Rolle. «Hätte ich nicht meine Frau Margrith, die mich in jeglicher Hinsicht unterstützt, hätte ich diese Möglichkeit, mich für die Musik zu engagieren, gar nicht gehabt.»
Seine Söhne Philippe und Michael sind ebenfalls vom Musikvirus infiziert. Schon von frühen Kindsbeinen an haben sie zugehört, wenn der Vater Musikunterricht gegeben hat, lernten Klavier, Blockflöte sowie Blasinstrumente und wählten früher oder später den Weg zum Dirigenten. «Philippe wusste schon im Jugendalter, dass er Musik studieren wollte. Michael hingegen wollte eigentlich nie Musik machen», schmunzelt der stolze Familienvater. Dennoch führte auch der Weg seines Jüngeren – ohne jeglichen Druck vom Vater –in die Musik. Er ist ein bekannter Symphonie- und Blasmusikdirigent. Philippe ist Generalmusikdirektor der traditionsreichen Meininger Hofkapelle und des Südthüringischen Staatstheaters Meiningen. Auf ihrem Weg zum Spitzenmusiker hatten sie es nicht immer leicht: «Oft wurde ihnen gesagt, dass der Name Bach, in Anlehnung an Johann Sebastian, verpflichte», lacht Markus S. Bach.
Noch lange nicht müde...
Markus S. Bach wird am 9. Juni an der Generalversammlung der Musikschule Saanenland Obersimmental von seiner Tätigkeit als Leiter verabschiedet; gleichzeitig wird seine Nachfolge bekannt gegeben. Danach erwartet ihn aber keine ruhige Pensionszeit. «Ich werde sicherlich nicht faul auf einem Stühlchen rumsitzen», erklärt er. Zehn Prozent wird er die neue Musikschulleitung unterstützen und während ein bis zwei Jahren in die Aufgaben einführen. Er möchte sich viele Konzerte anhören gehen, als Juror tätig sein und für seine Söhne als Seniorberater agieren. «Heute erhalte ich fast jeden zweiten Tag einen Anruf, bei welchem ich um Rat gefragt werde», schmunzelt er. Markus S. Bach wird zudem auch weiterhin die Saaner Konzerte organisieren, denn: «Man kann nicht einfach auf 0 zurück fahren, wenn man sich so lange für etwas eingesetzt hat, das einem so viel Freude bereitet.»
Luzia Kunz
Kasten:
Ein unglaublicher Musikalischer Lebenslauf
Markus S. Bach hat nach seiner ersten musikalischen Ausbildung bei seinem Vater viele Stationen durchlaufen:
• Musikstudium am Konservatorium Bern und bei Professor Jules Philippe Godard in Lausanne
• Studienaufenthalt in London, Mitglied der Brass Bands Hendon und Hanwell
• Ausbildung zum Militärspielführer und Leitung Militärspiel Inf Rgt 13 während zehn Jahren. 22 Jahre 1. Posaunist im Blasorchester des Schweizer Armeespiels.
• Präsident des Schweizerischen Militärmusikverbandes, Vorbereiter und Kämpfer für die Reorganisation der Schweizer Militärmusik.
• Gründer der Musikschule Saanenland-Obersimmental, der Brass Band Berneroberland, des Schweizerischen Solo- und Quartettwettbewerbes und der Nationalen Jugend Brass Band.
• Mitbegründer des Schweizerischen und des Europäischen Brass Band Verbandes
Markus S. Bach ist erfolgreich:
• 22 Jahre Leitung der Brass Band Berneroberland, mit welcher er mehrmals Schweizermeister und fünfmal Sieger des Swiss Entertainment Contest wurde
• Mehrere erste Plätze mit der Brass Band «Harmonie» Saanen in der 1. Klasse am Berner Kantonalmusikfest, sowie am Eidgenössischen Musikfest Interlaken
• 1989 Kulturpreis für besondere Verdienste und Jugendförderung von der Kulturszene Obersimmental-Saanenland-Pays d'Enhaut
• 1993 Verdienstmedaille des Internationalen Musikbundes
• 1995-2007 Präsident des Europäischen Brass Band Verbandes
• 2002 Kulturpreis «British Bandsman Award» für seine grosse Arbeit für die Europäische Brass Band Szene
• 2007 «Special Award for his outstanding service to Brass Bands world wide» als Architekt der Europäischen Brass Band Meisterschaft und Wahl zum Ehrenpräsidenten des Europäischen Brass Band Verbandes.
• 2011 Kulturpreis «Paul Harris Fellow» vom Internationalen Rotary Club und Preisträger der Stiftung Stephan Jaeggi in Anerkennung seiner Verdienste für die jungen Musikerinnen und Musiker und für die Blasmusik in der Schweiz und in Europa.
Berneroberländer/pd/ Luzia Kunz
Markus S., Philippe und Michael Bach
MUSIK GEHÖRT ZUR ALLGEMEINBILDUNG
Auf dem Gibel in Saanen, wo er mit seiner Frau Margrith wohnt, ist Markus S. Bach aufgewachsen. Seine beiden Söhne Philippe und Michael sind dem Markus in seinen Fussstapfen gefolgt. Der eine, Philippe, ist Generalmusikdirektor im Deutschen Menignen und der andere, Michael, hat eben die Verantwortung für die Musikschule Saanenland Obersimmenthal übernommen und dirigiert im In- und Ausland erfolgreich Blasmusikformationen. Die beiden Generationen Musiker und Dirigenten erklären im nachfolgenden Gespräch, weshalb es für sie ein besonderes Privileg war, im Saanenland, wo es seit bald 60 Jahren das Menuhin Festival gibt, aufgewachsen zu sein.
Markus S. Bach. Ihr Vater hat Ihnen das Verständnis für die Musik gegeben. Dann kamen die Konzerte des Menuhin Festival Gstaad. Was hatte alles zusammen genommen für Sie und Ihre späteren Tätigkeiten für eine Bedeutung?
Markus S. Bach: Ich habe eine normale Karriere gemacht wie viele andere auch. Bin hier in diesem Haus auf dem Gibel in Saanen geboren. Mein Vater war Militärmusiker und hat als solcher Knaben und Mädchen ausgebildet. Damals hat es noch keine Musikschule gegeben. Schon als kleiner Junge durfte ich zur Dorfmusik mit ihm marschieren, habe an seinem Hosenbein Halt gesucht.
Später ging ich mit ihm an die Menuhin Konzerte und habe so, und dank denen, rasch meinen Horizont erweitert. Also interessierte ich mich bald einmal nicht nur für Blasmusik sondern auch für klassische Musik.
War ihr Vater Berufsmusiker?
Mein Vater war ein Amateur, hatte aber ein grosses Wissen von Musik. Das hat mich geprägt und ich habe dann, wie fast jedes Kind, in der ersten Klasse begonnen, Blockflöte zu spielen. Später Trompete. Dann fast heimlich Posaune. Genau wie mein Vater. Und ich kann mich erinnern, als ich etwa 12 jährig war, habe ich in einem Konzert plötzlich die Posaune genommen und gespielt. Alle waren erstaunt.
Was war Ihr erster Beruf?
Ich habe eine kaufmännische Lehre auf der Gemeindeverwaltung Saanen gemacht und bin dann aufs Konservatorium in Bern gegangen. Später habe ich dann eine Militärmusikkarriere gemacht bis zum Dirigenten.
Führte Sie die Musik in jungen Jahren auch ins Ausland?
Drei Jahre verbrachte ich in London und habe dort an einer königlichen Musikschule Kurse besucht und Musik studiert. In England war ich Mitglied der Brassbands Hendon und Hanwell. Das waren meine Wanderjahre. Ich bin dann zurückgekommen auch hier weiter studiert und dazu gearbeitet. 1970 habe ich mit Franz Würsten die Musikschule gegründet. Wir hatten damals 50 Schüler und gingen zur Gemeinde für Geld. Zum Ärgernis der Turnvereine und Sportclubs, die auch schon lange Geld von der Gemeinde wollten. 10‘000 Franken haben wir nachgesucht zum Anfangen und das hat viele Diskussionen ausgelöst. Bis vor ein paar Jahren hatten wir 530 Schüler. Jetzt sind es wieder ein bisschen weniger.
1974 habe ich dann den Schweizer Solisten- und Quartettwettbewerb gegründet und 1976 die nationale Jugend Brassband. Ich war Mitbegründer vom Schweizer Brassbandverband und später vom Europäischen Brassbandverband. Die beiden Verbände habe ich auch präsidiert.
Was war der Einfluss des Militärs auf Ihre musikalische Karriere?
Die Militärmusik hatte einen immensen Stellenwert. Denn sie bestand aus einem Konzentrat der besten Musiker im Land. Heute ist es ein bisschen anders. 20jährig habe ich in der Rekrutenschule Posaune gespielt. Später dann als Unteroffizier dirigiert. Alle Militärschulen gemacht bis zum Militärkapellmeister.
12 Jahre lang war ich Präsident vom Schweizerischen Militärspielführerverband und wir gingen damals ins Bundeshaus in Bern und sagten, wir wollen den Offiziersgrad und eine bessere Ausbildung. Das haben die jetzt alles in Aarau und die Militär-Superformationen sind Weltspitze. Sie reisen ins Ausland mit schönen Uniformen. Das haben wir damals alles mühsam vorbereitet mit meinen Kollegen im Vorstand.
Und die Brass Band Berner Oberland?
Als ich zurückkam aus England, 1969, habe ich die Brass Band Berner Oberland gegründet. Wer mitmachen wollte, durfte nicht das Instrument der Musikgesellschaft benützen. Die hatten alle Angst vor der Konkurrenz. Die BBO war eine Eliteformation.
Wie ist die Entwicklung bei der Blasmusik im Vergleich mit der klassischen Musik?
Michael Bach: Die Blasmusik ist, vereinfacht gesagt, ein eigener Musiksektor, der ursprünglich aus der Dorfmusik kommt und man darf nicht vergessen, dass die Dorfmusik die einzige Musik war, welche die Leute früher hören und kennenlernen konnten. Neben der Volksmusik.
Philippe Bach: Mit der Blasmusik ist das eigentlich das Gleiche passiert, wie bei jeder anderen Musik auch. Nämlich dass sie sich mit der Zeit aufgeteilt hat in U- und E-Musik wie beim Jazz und der Klassik. Es gibt auch bei der Blasmusik Musik, die nicht „mehrheitstauglich“ ist, und die andere Hälfte geht immer noch ins Seichte, rein Unterhaltende. Mein Bruder und ich wir waren beide, wenn wir mit Blasmusik zu tun hatten, immer interessiert an der E-Musik; an der seriösen Musik.
Wo findet Blasmusik ihre Verwandtschaft. Eher bei der Klassik oder beim Jazz?
Markus S. Bach: Man muss die Geschichte sehen. Vor 150 Jahren gab es kein Radio und kein TV. Da haben die Blasmusik-Kapelle alle Opern transkribiert und gespielt. Was die Italiener heute noch machen. In die Parks sind 1000 Leute gekommen und haben Wagner oder Mozart gelauscht und dabei diese Komponisten überhaupt zum ersten Mal gehört. Grosse Orchester waren für die High Society und die Brass Bands haben für die „Working Class“ gespielt.
Michael Bach: Die Blasmusik steht zwischen der Volksmusik und der Klassischen Musik. Sie ist älter als Jazz.
Philippe Bach, wie kam es bei Ihnen zum Entscheid, in die Sparte Klassik zu gehen?
Philippe B: Jeder Musiker hat einmal den Traum, eine Tschaikowski- oder Beethoven-Sinfonie zu spielen oder zu dirigiere. Ich habe Horn studiert und habe dann die Liebe zur Klassik und zum Dirigieren entdeckt. Das erste Problem beim Dirigieren ist, dass man nirgends üben kann. Daheim vor dem Spiegel bringt nichts. Es braucht immer 70 Leute, die einem das Vertrauen schenken.
Können Sie sich erinnern, wann das zum ersten Mal geschehen ist?
Philippe B.: Als ich 1996 den Schweizerischen Dirigentenwettbewerb gewonnen habe – mein Bruder hat diesen ja 10 Jahre später auch gewonnen. Das war schon ein einmaliges Gefühl. Wie Formel 1 fahren. Wenn die Musiker das machen, was man dirigiert. Ich habe dann weitere Wettbewerbe gewonnen in Spanien und in England. Es ist dann einfach wichtig, dass man jeden Tag dirigieren kann. Wie beim Autofahren. Man braucht Kilometer.
Muss ein guter Dirigent mit Autorität ausgestattet sein?
Philippe B: Die Zeit der grossen Diktatoren ist vorbei. Die Gesellschaft hat sich auch verändert. Aber trotzdem, als Dirigent muss man wissen, was man will. Es braucht einen Chef und ein inneres Feuer.
Michael B: Als Dirigent muss man wissen, dass man selber das Geräusch nicht macht. Man kann vor dem Spiegel 100 Stunden üben, schlussendlich braucht man die Musiker. Bläser oder Solisten. Deshalb ist die zwischenmenschliche Kommunikation wichtig. Man muss führen, aber nie stossen oder reissen.
Markus Bach , zwei Söhne, zwei Musiker und Dirigenten. Ist es den Söhnen über die Gene übertragen worden?
Markus B: Schwierig zu sagen. Mein Grossvater war „Fähnerich“ bei der Dorfmusik und Oberturner im Turnverein. Die Grossmutter konnte gut singen. Aber als Familie gingen wir an jedes Schülerkonzert, Sonntagskonzert oder Dorfkonzert. Schon als ganz kleine Kinder. Später dann ans Menuhin Festival. Musik gehört zur Allgemeinbildung.
Muss ein erfolgreicher Dirigent auch ein hervorragender Instrumentalist sein?
Philippe B. Es gibt manchmal grosse Musiker, die meinen, sie können plötzlich dirigieren. Es hat immer beides gegeben. Es gibt grosse Musiker, die sehr gute Dirigenten werden. Barenboim und Pletnev zum Beispiel sind beide grosse Pianisten.
Michael B: Ganz wichtig: Es kommt beim Dirigieren das Element der Bewegung dszu.
Markus Bach, wie sehen Sie Ihr Heute und Morgen?
Markus B: Ein Drittel im Leben lernt und studiert man. Ein Drittel arbeitet man enorm viel, und dann sollte man einen Drittel des Lebens noch geniessen können. Ich befinde mich nun in diesem letzten Drittel. Wir gehen sehr viel an Konzerte. Natürlich auch zu unseren Söhnen. Ich bin noch bei der Musikschule als Senior Berater etwa zu 10 % beschäftigt und das gefällt mir. Ich habe eine Kulturkommission um mich herum aufgebaut, welche die Arbeit nun übernehmen kann. Ich mache da gerne noch ein oder zwei Jahre mit. Für die kleine Kultur. Die Saanen-Events. Osterkonzerte, Saaner Promenaden-Konzerte, Weihnachtskonzerte, „Abe Sitze“ usw.
Sind Sie mit der Entwicklung rund und um das Dorf Saanen zufrieden?
Markus B: Saanen. Ja und nein. Leider gibt es immer Leute, auch jüngere zum Teil, die gegen alles Neue eingestellt sind. Zu mir persönlich: 1969 als ich retour kam aus England wo ich in den Parks und Pavillons gespielt hatte, wollte ich hier in Saanen auch so einen Pavillon beantragen. Bin aber mit dieser Idee nie durchgedrungen. Nun soll es einen Pavillon geben und der Gemeinderat hat sogar schon ja gesagt. Kostendach 300‘000 Franken. Das und vieles andere, was auch noch geplant ist, stellt eine grosse Chance dar für das Dorf Saanen.
Phlippe Bach, Sie sind Generalmusikdirektor in Deutschland. Wo?
Philippe B: In Meiningen, meine erste Chefdirigenten-Position. Meiningen ist eine Kleinstadt mit 20‘000 Einwohnern. Aber komplett kulturverrückt. 180‘000 Zuhörer im Theater pro Jahr. Musik ist das Leben dort. Die Stadt würde es ohne die Musik nicht geben. In 2 Jahren feiert das Orchester das 325-Jahre- Jubiläum und hat eine grosse Tradition. Früher dirigierten dort Hans von Bülow, Max Reger und dann Kyrill Petrenko, der jetzt in München dirigiert.
Michael B: Bei mir ist das Administrative im Alltag noch mehr vorhanden als bei Philippe. Ich bin zu 40 Prozent für die hiesige Musikschule tätig und das tue ich sehr gerne, bin aber trotzdem froh, wenn ich dann zu 60 Prozent meine Dirigenten-Tätigkeit ausüben kann. Ich arbeite gerne mit Amateuren zusammen. Bin so auch international tätig. Jedes Jahr über mehrere Wochen in England und hoffe, dass sich bald auch in Norwegen etwas auftut. In der Schweiz bietet sich mir die Gelegenheit, in grossen Sälen zu dirigieren.
In Gstaad plant man eine Konzerthalle. Wie stellen Sie sich dazu?
Markus B: Ich unterstütze die Idee und das vorliegende Projekt zu hundert Prozent. Habe dazu auch schon viele Gespräche geführt mit Einheimischen. Keine Ahnung, weshalb die dagegen sind. Auch unter den Politikern gibt es Gegner. Man hat offenbar grosse Angst vor den Betriebskosten, aber Gstaad mit dem Namen hat doch so etwas verdient. Zudem ist die Architektur von Rudy Ricciotti ansprechend und genial.
Michael B: Als Vertreter der jungen Generation einheimischer Musiker unterstütze ich Les Arts Gstaad auf jeden Fall. Das Projekt ist extrem wichtig für die Entwicklung im Saanenland und für das Menuhin Festival.
Philippe, Sie haben selber im Festivalzelt schon dirigiert?
Philippe B: Ich gebe zu: Für ein Zelt ist diese Konzert-Infrastruktur sensationell. Die Musiker hören sich gut. Nur wenn es stark regnet, dann ist es schade. Les Arts Gstaad wäre ein Riesenschritt in die Zukunft.
Interview Gstaad My Love Magazine
by Hans Ulrich Tschanz
Engagement und ein Herz für die Musik
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Variation on a Theme by Bach: Markus S. Bach Markus S. Bach (MSB) loves all music, but especially brass bands; the players, the conductors, the music and even the administrators . When you speak to him, you get the feeling that you have come across a man who has found his calling in life, and a feeling that you have met a man of almost eternal optimism. As President of the European Brass Band Association (EBBA), Markus S. Bach is the top man of European banding, a figurehead and administrator who oversees the continued development and progression not only of the annual European Brass Band Championships (EBBC), but also of the expanding brass band movement in Europe. 4BarsRest therefore felt it was about time we caught up with him and put a few pointed questions in his lap. The Interview: 4BR – How did you first get involved in brass bands? MSB. - As a young man I was a student of the trumpet and trombone, and although the Swiss villages and cities had their own Fanfare bands and Wind Bands (almost 2,200 bands in total in a country of 7.5 million people) I got little enjoyment from playing in them. When the first bands from England came to Switzerland in the early 1960’s, such as CWS Manchester, I knew I had found the type of music making I wanted. It was the special sound and the technique, and soloists such as Derek Garside, Lyndon Baglin and Barry Perrins were amazing. I knew then that we had to have brass bands in Switzerland. 4BR – And how did the movement develop? MSB. – Slowly at first, but then with a great flourish. People such, as Ernst Graf who had returned from Northern Ireland was one of the first pioneers. In 1957 he started to change his village band Speicher (near the Austrian border) into a brass band. Ex-Salvationists like Ernst Egger, Andy Winkler, Daniel Aegerter and Roger Volet also started to change Swiss bands into brass bands and they were followed by conductors like Sisin Eicher, Ernst Obrecht and Jean-Charles Dorsaz, who created brass bands in their regions. When I returned from living in London in 1968/1969, I formed the Brass Band Berner Oberland, which I conducted for 23 years. In 1972 with Jean-Pierre Birbaum, we founded the Swiss National Brass Band Championships, in 1974 I founded the Swiss Solo and Quartet Championships and in 1976 I founded the National Youth Band of Switzerland. By the 1990’s we already had over 400 soloists and 40 quartets enter this contest alone. 4BR – Did you base the development of the bands and organisation on the British model? MSB. – To start with yes. We had to develop the brass bands from the grass roots, but we did try many innovations – some that worked and some that didn’t, but we had a great respect for the way in which banding was run in the motherland of brass bands in Great Britain and we used to send literally hundreds of supporters and fans to hear the bands at the National in Royal Albert Hall and to the Open at Belle Vue each year. They were great trips that showed us how far we had to go to be able to compete and we even visited the Boosey and Hawkes factory in Edgware to see how the instruments were made. 4BR – How did Markus S. Bach become an administrator? MSB. – Before I studied Music I also had a commercial and management education. I am headmaster of a big music school and I conducted many ensembles, wind and Army bands and of course Brass Band Berner Oberland in many many concerts, in Nationals and Entertainement Contests and also in four European Championships. We won many first prizes at home and abroad. In the late 1980’s, Boosey and Hawkes had set up an Advisory Committee to try and involve the Europeans more in the development of the European Championships and banding in general. However, in 1995, we founded the European Brass Band Association (EBBA) together with people such as Jappie Dyjkstra and Tom Brevik, Robert Schotte, Fred Harles and James Abbott. Through this body it enabled Boosey to take a step back and to become the main sponsors of the European Championship through a management contract. It was a significant step and one that I believe has been for the good of banding throughout Europe. 4BR – So the European Championships are in safe hands then. So why is it that some people are not happy with parts of the EBBC weekend? MSB. – I don’t agree that there are major problems. Each country has its traditions and its way to organize a band contest. As a participating band, as a player or conductor you must learn to accept other traditions and mentalities (especially outside Britain!) when you travel to the different European countries. I think the European Championships as being at the forefront of brass banding, breaking down barriers, initiating innovation and new ideas and widening the profile of banding to the public at large. I think the EBBC and EBBA should always be two steps ahead of the game, and not be afraid to try something new. Others may not share that view, and there are some that hold and cherish the old and traditional as the only way in which things can be done. I think this is wrong and we should move forward quicker. Brass banding is like our life - it’s like a train that moves forward – either you jump on or you jump off and stay at home. 4BR – So what about Open Adjudication then? MSB. – Let me first say that this is something we have discussed and will continue to discuss again for the European Championships. Personally I see no problem with it, or for that matter the use of a jury system of judging rather than three men in a box giving marks. We brought in the process for the judges not giving written remarks three years ago, so that they could be free to listen just to the music and not be distracted by other tasks when having to judge on complex scores and exceptionally difficult pieces of music. The recent research of different universities in Norway and Switzerland also came to the solution, that writing remarks and at the same time listening to the top bands is like driving on the motorway and using the mobile phone. I think this has been a very positive development. The jury members all told us that they can now concentrate much better to listen to the performance of the bands. 4BR – So it's possible Open Adjudication then? MSB. – Yes – but only if the conductors and bandsmen themselves want it, and if the delegates of the EBBA members countries will vote for it at the next general meeting. The conductors and bands themselves should also decide the direction the contest moves in. We would like to involve the opinion of the bands much more into these decisions. The contest is for the bands and not for the organizers – some organizers are forgetting this sometimes! Get the bands to inform the delegates what they want, and we will initiate it. Open adjudication is based very much on trust and that is why I feel a jury system is so much better. We could have 5-10 judges from all musical backgrounds listening to the performances and then returning to give a verdict after a serious jury meeting where all the opinions can be discussed and then take a vote with the jury members to whom gets 1st, 2nd 3rd, place. With our present system of the box – the jury members are always chased to give a very quick decision and have nearly no time to discuss the performance. Also, it is actually impossible to remember really seriously the performance of twenty bands - I think about 12 bands in each section would be just right. 4BR – If as you say you wish to encourage openness, why then all the secrecy about the music that is played? MSB. – I know that this year 4BarsRest enquired with all the participating bands what own choice piece they would play in Montreux and put it then on their website. I think this wasn’t a very good idea as long as we have closed adjudication. The conductors and bands did not like it at all. 4BR – This brings us to our other query. Why the delay for the results until the Gala Concert? MSB. – I believe this is a better and more constructive way of doing it. Time should be taken to reach a result. Too many bandsmen these days want just to play and then go to the pub, not listen to any other bands, come back, get the result and go home. We must try to change this attitude and bring the process more up to date. The European Championship is a Festival weekend that should show the world that we are a serious musical force. The results should be the climax to a weekend of competition and music making that celebrates our movement – that is why it is done in this way. 4BR – What does EBBA think about promotion and relegation for the European? MSB - This is a good question. We are discussing at the moment the possibility to make rules for this. In my opinion promotion and relegation for the championship section would be very good indeed. We could for example reduce the number of bands in the top section to approximately 8 and we would then have more bands in the B-section. This could also be an advantage for the timetable of the EBBC and maybe we could think of a testpiece plus a short program of maximum of 30 minutes for all the bands. The EBBC could then be much more attractive for players and especially for the audience. 4BR – Why is it that the winners of the English Masters does not get an invitation to the European as the Champion Band of England? MSB. – This is something, which should be discussed in England. At the moment the British Federation of Brass Bands is nominating the Champion of the British National Championships in the Albert Hall for participating at the European. The rules of EBBA say that we invite the National Champions of each country, or where there are no such National Championships the EBBA will invite a band by recommendation of the EBBA music commission. We know that Wales and Scotland (judged by only one jury member!!!) send their Regional Champions to the EBBC. This is because their Associations want it that way. If the British bands want another system for nomination, they have to discuss this with their Associations. 4BR – Many people think that the concept of the Gala Concert is now outdated. If you are willing to be innovative, why not drop it? MSB. – What people must realise is that it costs an enormous amount of money to maintain and develop the European Championships and we only get a certain amount of sponsorship. Bandsmen must also realise that if we are to continue to be able to perform at places such as the Stravinsky Hall Montreux, Palais des Beaux Art Brussels, Grieg Hall Bergen, Birmingham Symphony Hall, etc., it costs a lot of money. We do not want to go back with the contest to some sports hall. The Gala concert also gives us the opportunity for the marketing of the movement and to draw in an audience to listen to a concert given by the very best performers in Europe. It is always a success and forms an integral part of the Festival weekend. It also raises the money to pay for hiring the hall, the test pieces and many other expenses such as putting on the European Conductors Competition, Soloist Competition and next year in Brussels, a Composers Competition. Bandsmen cannot have it both ways. If the bandsmen will not buy any tickets for their Nationals and the European Championships and also for the concerts, the organisers will in the future not be able to hire these beautiful halls anymore. The conductors and bandsmen must surely recognise this and support it much better. 4BR – Why not expand the European Championships to be like the Champions League in football? MSB. – This is a question of philosophy and costs. At the moment EBBA is doing it like the European Athletics, Hockey or Football Championships. This means a country is either in league A or B, therefore you cannot participate with more then one band in two different sections. Of course we would like to develop the First Section more, but for countries like Finland, Ireland, Slovakia, it is mainly the travel expenses which prevent them from participating. Other countries like Italy, Germany, Austria only have only one or two bands in their country and are still struggling to develop a brass band movement. Some countries or Associations now have started to give their bands a subsidy to participate at the EBBC. All the Associations should possibly do this. If the EBBA had sponsorship like in football etc. we could give a subsidy for travelling to the bands participating. The EBBA is not a full time organisation and does not have full time officers or premises, so change must be well thought out and financially viable. 4BR – People also complain that the testpieces used at the Championships are only played once and never used again. Any ideas to overcome this? MSB. - This is a great pity, as there have been many fine pieces of music that have been written for the European Championships and we do encourage different band associations to use these compositions again. On the Continent we are also commissioning compositions, which are then used in different countries for their Nationals. The continental bands usually perform a large repertoire in their concerts, which also includes testpieces from composers in Great Britain and from the Continent. But it seems to be, that especially the British bands do not often play (why?) music from Continental composers. It would also be a delight if the British would use compositions from outside of their country more often and perhaps use them for their National or area contests. There have been many fine pieces written and we have encouraged many young and talented composers to write for brass bands. Everyone should encourage this. 4BR – We have covered many aspects then and you have been very clear that propositions for change should come from the bands themselves – if they want it. Can you see further possible changes? MSB. – Of course. I think in a very positive manner and I believe that the European Championships should be at least two steps ahead of anything else in developing brass banding. If this means open adjudication, jury judging, the openness of knowing what music is to be played, the development of new ways of qualification for the contest, then so be it. The bands themselves have the power, but they should use it. If they want changes, then they must tell their delegates what they want. We must go forward and although we respect the past, we must strive to make banding much more popular and relevant. The whole band movement all over the world has lost some market and the public is not so interested as it was 10 years ago. Therefore we must do many things to change it again – better marketing strategies, much better promotion for Concerts and Contests, much better and interesting concert programs which attract the younger generation, better contacts and more promotion through the media, etc. Iwan Fox © 4BarsRest. |
Gefragte Musiker – kurz befragt
Markus S. Bach, Saanen,
Musikdirektor und Bienenzüchter
Markus S. Bach, Ihren erstgeborenen Sohn Philippe habe ich an dieser Stelle bereits im April 1999 interviewt. Wie empfindet der Vater, wenn er erst zehn Jahre später «drankommt»? - Damit habe ich kein Problem. Die Zukunft gehört der jungen Generation.
Ihre zwei talentierten Söhne führen ihre Taktstöcke – auch ausserhalb Helvetiens – ebenfalls sehr erfolgreich. Einmal mehr: Alle guten Dinge sind drei oder der Apfel fällt nicht weit vom Stamm ... Ja, das sagt man so! Es ist sicher erfreulich, wenn die Kinder in die Fussstapfen des Vaters treten. Erzwingen kann man dies nie. Dahinter steht aber auch eine Super-Mutter, welche das Management der Familie bestens im Griff hat.
Wie kaum ein zweiter Schweizer haben Sie einen breiten Blasmusik-Horizont. Wie schneidet unsere Szene im kontinentalen Vergleich sowohl an der Basis als auch an der Spitze ab? Ich denke, an der Spitze sehr gut. Die Schweiz, Norwegen und Holland bewegen sich neben England auf einem absolut hohen Niveau und sind zudem bestens organisiert. An der Basis ist das Niveau vor allem in Norwegen und in Holland viel höher.
Wer oder was hat Sie in Ihrer bisherigen Musikerlaufbahn besonders geprägt? Zuerst sicher mein Vater; er war ein sehr guter Bläser und Militärmusiker. Später waren dies Dirigenten und Musiklehrer wie Toni Hostettler, Hans Honegger, Jules Ph. Godard, Don Morrison, Eric Ball, Harry Mortimer, Roy Newsome, Peter Parkes und Albert Benz. Zu den ganz grossen Erfahrungen gehören aber sicher die Teilnahmen als Dirigent mit verschiedenen Bands an unzähligen Wettbewerben im In- und Ausland sowie die Arbeit als Jurymitglied in weiten Teilen Europas.
Géo-Pierre Moren zählt Sie zu einem der zwei grössten Urgesteine der Brass-Band-Szene Schweiz. Ihr Kommentar dazu? Wenn er das sagt, ist das für mich ein grosses Kompliment. Ich zähle Géo-Pierre ebenfalls zu den Urgesteinen der Brass-Band-Szene. Er hat in den letzten dreissig Jahren unzählige hervorragende Bläser ausgebildet, welche im 13* mitgespielt haben, später Berufsmusiker, Musiklehrer und Dirigenten geworden sind. Géo kann seine Musiker total begeistern: Sie gehen mit ihm durch Feuer und Eis!
Klappt aus Ihrer Sicht die viel zitierte Zusammenarbeit der örtlichen Musikschulen mit den Blasmusikvereinen heute besser als vor zehn Jahren? Jein – ich denke, nicht besser als vor zehn Jahren aber etwas besser als vor dreissig Jahren. Durch die sehr gute Ausbildung der jungen Schüler an den Musikschulen ist der Level vieler Musikvereine heute in einigen Gebieten auf ein erfreulich hohes Niveau angestiegen. Es gibt jedoch Regionen, wo die Vereine immer noch selbst etwas basteln. Eine Entwicklung hat fast nicht stattgefunden und die Zeit scheint dort stehen geblieben zu sein.
Wie denken Sie über die temporären Einsätze der Gastdirigenten aus dem Brass-Band-Mutterland in der Schweizer Spitzenszene? Vor drei Jahrzehnten hat man englische Dirigenten als Trainer geholt, um den richtigen Brass Band Sound zu erreichen. Diese haben damals aber nie an Wettbewerben dirigiert. Heute scheinen einige Bands zu meinen, dass englische Dirigenten das Geheimrezept besitzen um zu siegen. Dies stimmt jedoch so nicht. Viele der englischen Bandtrainer haben keine richtige Dirigentenausbildung. Ein neues Gesicht und ein anderer Maestro können aber die Konzentration und den Einsatz bei den Musikern erhöhen. Die letzte Entwicklung bei einigen Top-Bands in der Schweiz zeigt, dass man richtigerweise nun einigen jungen, gut ausgebildeten Dirigenten die Chance gibt. Es ist ja paradox, dass in Norwegen bei Wettbewerben zehn bis zwölf ausländische Dirigenten engagiert werden, um den Prestige-Pokal unbedingt zu holen.
Wir zwei haben nebst der Musik und dem Unterrichten das Hobby «Bienenzüchten» gemeinsam. Gelée royale und Nektar kennen wir somit aus dem Effeff. Ihr Brückenschlag zur Blasmusik? Die Bienen sind sehr fleissig und super organisiert – dies kann man heute nicht bei allen Musikvereinen sagen.
Wer schwärmt am allermeisten von Ihnen? Ich hoffe, dass dies immer noch meine Ehefrau Margrith tut! Ohne ihre grosse Unterstützung hätte ich nie so viele Tätigkeiten ausüben können.
Wer fängt den Schwarm ein, wenn Sie in Sachen Musik unterwegs sind? Früher haben das meine Söhne versucht – heute muss meine Ehefrau einen Imkerkollegen rufen!
Droht «Varroa-Gefahr» am Blasmusikhimmel? Ich glaube schon. In Grossbritannien sind in den vergangenen zehn Jahren 101 Brass Bands (20%) und in den vergangenen 25 Jahren deren 40% (!) verschwunden oder aufgelöst worden. Auch in der Schweiz gibt es Fusionen oder Auflösungen von Musikvereinen. Unsere Gesellschaft verändert sich rasant. Sich an einen Verein binden – bei allen Proben und Konzerten anwesend sein – sich absolut für seinen Verein einsetzen (total commitment), das gibt es heute immer weniger. Früher war es ein Privileg, Mitglied einer guten Band zu sein. Man war angesehen, konnte reisen und viele Konzerte geben. Die Engagements sind mittlerweile um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Viele Bands verkaufen sich auch schlecht: Das Auftreten (stage presenting) lässt vielmals zu wünschen übrig, die Konzertprogramme sind teilweise billig, selten vielseitig und interessant. Die Blasmusik hat an Boden und in mehreren Regionen auch viel Publikum verloren.
Welche Entwicklung wünschen Sie den Schweizer Bands? Ich hoffe, dass die Musikvereine auch in Zukunft genügend Nachwuchs haben werden. Die gute Einstellung zur Kameradschaft, zum Probenbesuch sowie die Effizienz und der Einsatz der Mitglieder müssen trotz Gesellschaftsveränderungen aufrechterhalten werden können. Dazu braucht es aber nicht nur sorgfältig ausgebildete und motivierende Dirigenten, sondern vor allem sehr gute und mitziehende Präsidenten und Vorstandsmitglieder. Damit die Blasmusik wieder mehr beim Publikum ankommt und auch jüngere Generationen anzieht, muss das Musik-Marketing unbedingt verbessert werden. Verschiedene Sinfonie-Orchester und Opernhäuser haben da bereits geschaltet und verzeichnen erfreuliche Resultate.
Markus S. Bach, ich danke herzlich für unser Gespräch und wünsche Ihnen weiteren Bienenfleiss, manch befruchtende Momente, noch zahlreiche Flugjahre und mindestens ebenso viel honigsüsse Mus(s)e.
RENÉ MESSMER - Schweiz. Blasmusikzeitung